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Crailsheim feiert 100 Jahre Liebe zum Tennis

Unter dem Motto „100 : Love – tennisverliebt seit 1924“ begeht die Tennisabteilung des TSV Crailsheim heuer ihr 100-jähriges Jubiläum. Eine gute Gelegenheit, die Aufmerksamkeit einmal auf den Traditionsclub zu richten, der innerhalb des WTB eher am Rand des Geschehens steht – zumindest geographisch.

28.08.2024  Bezirk B
Mitglieder der TSV Tennisabteilung im Rahmen des Volksfestumzugs, vermutlich um das Jahr 1932. Foto: Crailsheimer Stadtarchiv

Ein Auswärtsspiel gegen den TSV Crailsheim? Da hält sich die Begeisterung der gegnerischen Teams meist in Grenzen. Weil man gegen den Verein im Nordosten des WTB weite Wege gehen muss – nicht erst auf dem Platz. Trotz Randlage hat es die aktuell rund 350 Mitglieder und 16 Mannschaften starke Tennisabteilung der großen Kreisstadt Crailsheim geschafft, sich in den letzten 100 Jahren im Verband einen Namen zu machen – mit spannenden Personalien, sportlichen Veranstaltungen und Erfolgen.

 

In den goldenen Tennisjahren hatte der Club gut 800 Mitglieder.

Die Blütezeit der Crailsheimer Tennisabteilung mit der WTB-Nummer 20004 begann Anfang der 70er Jahre. Unter der Abteilungsleitung von Joachim Böttcher wurde die wunderschön gelegene Freiluftanlage um vier auf zehn Sandplätze erweitert. Der Club etablierte eine gezielte Jugendarbeit, wurde zum Veranstalter eines Deutsches Jugendranglistenturniers und zum Austragungsort der Württembergischen Seniorenmeisterschaften. 1974 feierte der Tennissport in Crailsheim sein 50-Jähriges mit einem großen Tennisball. Drei Jahre später wurde die Tennishalle eingeweiht, nicht lange danach folgte der Totalumbau des sogenannten T-Hauses, das in der Hochphase der späten 70er und frühen 80er zur sportlichen Heimat von beachtlichen 800 Mitgliedern wurde.

 

Der TSV agierte sportlich und gesellschaftlich auf Top-Niveau.

Zwischen 1979 und 2004 wirkte Ulrich Böhme erfolgreich als Tennisvorstand des TSV Crailsheim. In seiner Amtszeit stiegen die ersten Herren in die Verbandsliga, die Senioren und Jungsenioren in die Oberliga auf. Das attraktive Tennis lockte seinerzeit viele Zuschauer an, die auf der Anlage neben dem Schönebürgstadion stets bestens bewirtet wurden.

 

Unter Lubormir Petrov wurde Crailsheim zur Talentschmiede.

Ende der 80er Jahre verpflichtete der TSV mit dem ehemaligen bulgarischen Davis-Cup-Spieler Lubomir Petrov erstmals einen hauptamtlichen Spielertrainer, der die Professionalität im Club auf ein neues Level hob. Unter Petrov spielten die Herren und Damen 1 in der Verbandsliga und zahlreiche junge Talente machten auf Bezirks- und WTB-Ebene mit Titeln von sich reden. Maren Göller (Jg. 1983) wurde in den 90ern Vize-Deutsche-Meisterin ihrer Altersklasse. Dem 1981 geborenen Crailsheimer Christian Groh gelangen als Jugendspieler sogar zwei internationale Turniersiege. 2012 machte Groh erstmals in ATPKreisen von sich reden, als er den deutschen Top-Spieler Tommy Haas innerhalb von weniger als 24 Monaten bis auf Platz 11 der Weltrangliste coachte. Bis heute ist er in den USA erfolgreich als Trainer tätig.

 

Die Loyalität und der Zusammenhalt untereinander sind bis heute groß.

1994 übernahm Tim Göller das Amt des Sportwarts, 2000 erwarb er die B-Lizenz und in diesem Zuge das Amt des Cheftrainers. Unter seiner sportlichen Leitung hielten sich die Herren über viele Jahre fast lückenlos in der Verbandsliga. Die Damen spielten Oberliga und als Damen 30 später erfolgreich in der Regionalliga Südwest. Wirklich bemerkenswert ist: Viele der Spielerinnen und Spieler, die als Kinder und Jugendliche in den 80ern und 90ern zusammen trainierten und später in den aktiven Teams miteinander auf dem Platz standen, kämpfen noch heute Seite an Seite bei den Damen 40 und Herren 40 – auch wenn sie dafür, so wie Cindy Munz und Nico Kern, einige Kilometer Anfahrt in Kauf nehmen müssen.

 

Der Tod von Brigitte Jung hinterlässt eine große Lücke.

Für die wohl größten Einzelerfolge in 100 Jahren TSV Crailsheim Tennisabteilung sorgten Lubomir Petrov und Brigitte Jung, die in ihren Senioren-Altersklassen weltweit zu den Top-Spielern gehörten und mehrere Europameistertitel gewannen. Brigitte Jung verstarb 2020 im Alter von 84 Jahren. Noch wenige Monate vor ihrem Tod war sie auf dem Platz und daneben ein hoch geschätztes sportliches und menschliches Vorbild.

 

Am 12. Oktober laden die Crailsheimer zum Galaabend in den Hangar.

Der heute 73-jährige Lubomir Petrov, den es in den späten 90ern von Crailsheim nach Herrenberg zog, ist bis heute auf dem Tennisplatz aktiv. Zusammen mit seiner Frau wird er am 12. Oktober zum Galaabend anlässlich 100 Jahre TSV Crailsheim Tennis erwartet – genau wie viele weitere langjährige Wegbegleiter. Wer sich ebenfalls mit dem Crailsheimer Tennisclub verbunden fühlt und Lust hat, im Kreise ehemaliger und aktueller Spielerinnen und Spieler einen schönen Abend zu verbringen, ist herzlich eingeladen. Karten für das Event im Hangar sind bei Tobias Glass für 39 bzw. 45 Euro unter tobias.glass@temperso.de erhältlich. Blickt man auf die letzten 100 Jahre Tennis in Crailsheim zurück, kommen einem viele weitere Namen und Erfolge in den Sinn, die unmöglich alle aufgeführt werden können. So viele Spielerinnen und Spieler, Trainerinnen und Trainer, Vorstandsmitglieder und sonstige Ehrenamtliche, die sich unzählige Stunden auf und neben dem Platz mit Herzblut, Sportsgeist und Fachwissen eingesetzt haben. Sie alle haben ihren wichtigen Teil dazu beigetragen, dass sich Menschen jeden Alters in Crailsheim für den Tennissport begeistern konnten und noch können – innerhalb gewachsener Teams und über Generationen hinweg, nicht selten ein Leben lang.

 

Die Vorfreude auf das neue Tennisheim ist groß!

Heute ist die TSV Tennisabteilung, wie so viele andere Clubs auch, ein Stück vom Glanz und Gloria der Graf und Becker Ära entfernt. Und dennoch gibt es vieles, auf das sich die Mitglieder in den kommenden Jahren freuen dürfen. Nicht zuletzt gilt dies für das sehnlichst erwartete Tennisheim, mit dessen Bau noch im Herbst 2024 begonnen werden soll. Das „neue T-Haus“ wird anstelle des höchstgelegenen, aber nicht mehr bespielbaren Platz 4 entstehen. Von der Terrasse aus wird es den Mitgliedern einen hervorragenden Blick auf viele spannende Begegnungen ermöglichen.

 

Läuft alles glatt, gibt es 2025 also gleich wieder etwas zu feiern. Zusätzlich zu allen sportlichen Erfolgen, die zu erwarten sind – so z. B. denen der Damen 40 in der Württembergliga, der Herren 40 in der Oberliga sowie der Herren 1, die sich nach ihrem Abstieg im kommenden Sommer in die Bezirksoberliga zurückkämpfen wollen.