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Württembergischer Tennis-Bund e.V.
 

Das Jugendturnier in Waiblingen wird 50 Jahre alt – Superdoppel Peter Hagedorn/Karoly Izmendi

50 Jahre Jugendturnier des Tennis-Clubs Waiblingen (TCW) sind auch 50 Jahre Tennis vom Feinsten mit Teilnehmern, die sich höchste Tennisehren erkämpft haben. Das wird dem Besucher auch beim Eintritt auf die Anlage am Alten Neustädter Weg gezeigt: Seit einigen Jahren hängen hier schwarze Spielfeldplanen mit den Bildern der bekanntesten Teilnehmer.

Text: Ralph Lang | | Bezirk B
Ein eingespieltes Team: Turnierdirektor Peter Hagedorn (l.) und Supervisor Karoly Izmandi © Bezirk B
Früher üblich: Zelten auf dem Boule-Gelände beim TCW © Bezirk B
Das Verbandsorgan WTB-Report berichtete über den Erfolg der Waiblingerin Sonja Degler beim Jugendturnier 1983 © Bezirk B

Peter Hagedorn veranstaltet das Turnier in diesem Jahr zum 50. Male. Daher sei einmal exemplarisch erzählt, was die Graf-Familie mit dem TCW-Turnier zu tun hat. Peter Hagedorn war damals Spieler der Bundesligamannschaft beim Grün-Weiß Mannheim und trainierte nebenher einen gewissen Peter Graf vom Nachbarverein MTG Mannheim, der sein Spiel verbessern wollte. Im Jahr 1979 trafen sich Hagedorn und Peter Graf beim Jüngstenturnier in Detmold. Hagedorn fragte Graf, ob er denn diese Steffi kenne? Antwort Peter Graf: „Ja, das ist meine Tochter!“ Der Waiblinger erzählte von seinem Jugendturnier beim TCW und kurz darauf meldete sich Steffi Graf gleich für drei Konkurrenzen, gewann die U10 und U12 jeweils gegen die starke Waiblingerin Isabell Cueto und verlor das U14-Endspiel gegen Andrea Betzner aus Villingen. Die Grafs erzählten auf den deutschen Jugendturnieren von der guten Organisation und den tollen Teilnehmerfeldern an der Rems und sorgten so dafür, dass immer mehr klasse Jugendliche zum TCW kamen. Später sollte diese Steffi Graf, die beim TCW mit Cueto trainierte, 22 Grand-Slam-Turniere gewinnen und 377 Wochen an Platz eins der Weltrangliste stehen. 

Auch der Leimener Boris Becker, dreimaliger Wimbledonsieger und Gewinner von sechs Grand Slams, schlug beim TCW auf – allerdings nur bei den Deutschen Jugendmeisterschaften 1981, wo er das Finale gegen Tore Meinecke verlor. Sein Konterfei findet sich auf den Planen ebenso wie das von Barbora Krejcikova, die ein Jahr für den TCW spielte, 2021 die French Open und 2024 Wimbledon gewann. Die Liste lässt sich locker mit erfolgreichen Teilnehmern beim Jugendturnier fortsetzen: Charly Steeb gewann den Davis Cup 1988 und 89, ebenso wie Patrik Kühnen, der noch einen Davis-Cup-Sieg 1993 folgen ließ. Anke Huber war an der Rems, Fed-Cup-Siegerin 1992, Finalistin im Masters Finale 1995, wo sie Steffi Graf unterlag. 

 

Am Anfang kassierten Spieler aus anderen Clubs die Preise

Jelena Jankovic spielte auf dem Galgenberg, sie war 18 Wochen die Nummer eins bei der WTA. Oder Goran Ivanisevic, der 2001 mit einer Wild Card Wimbledon gewann, mit 1477 Assen in einer Saison der ungekrönte Aufschlagkönig war und 2018 bis 2024 Novak Djokovic trainerte. Jetzt betreut Ivanisevic den Griechen Stefanos Tsitsipas, der 2019 das ATP-Finale gegen den Österreicher Dominik Thiem gewann und ebenfalls in Waiblingen gespielt hat. 

1975 hatte Hagedorn die Jugendlichen aus der Umgebung zum ersten Turnier beim TCW eingeladen - „und die gewannen die Preise, während unsere alle gleich draußen waren.“ Doch das änderte sich schnell mit dem Cheftrainer Peter Hagedorn, 1982 kamen die ersten ausländischen Spieler zum TCW-Turnier mit Siegern wie Steeb, Ivanisevic oder Monica Seles. 

Den nächsten großen Schritt gab es 1989, als die European Tennis Association (ETA) Veranstalter für Jugendturniere suchte. Der TCW bekam den Zuschlag und musste fortan mit festen Feldgrößen leben, einem früheren Meldeschluss, neuen Bällen für jedes Match und jeden Tag die Ergebnisse an die ETA schicken. Verpflichtend war auch die Teilnahme an der Konferenz der Turnierdirektoren: „Das war klasse in Nizza, Monte Carlo oder London“, erinnert sich Hagedorn an die Treffen. Vier Turnierkategorien gibt es heute, auch nachdem sich ETA in Tennis Europe umfirmiert hat. Waiblingen spielt an der oberen Grenze, in die der TCW aber nicht will: „Dann müssen wir allen Teilnehmern Unterkunft und Verpflegung stellen, das können nur die großen Turniere in Düren mit Sponsor Ford im Rücken oder Turin mit Fiat“, weiß der langjährige Tennislehrer. Für die Kategorie 2 nimmt er allerdings einige strenge Auflagen in Kauf: Fahrdienst für die Teilnehmer, Turniermeldungen nach Rangliste und wenig Einflussmöglichkeiten des Turnierchefs. Wehmütig blickt er auf die alten Tage zurück: „Früher waren viele Spieler privat beim Familien untergebracht, heute füllen wir die Hotels in Waiblingen und Umgebung.“ Bei bis zu 500 Startern in den Konkurrenzen U14 und U16 ist das kein Problem. 

 

Teilnehmer kommen aus der ganze Welt zum TCW

Viel hat sich geändert in den letzten Jahren, weiß Hagedorn: „Wir spielen wie bei den großen Turnieren, da gibt es eine ins Internet gestellte Teilnehmerliste, und Wild Cards für Spieler, die ich verteilen kann. Wie bei den Großen haben die Teilnehmer ein Anrecht auf zwölf Stunden Nachtruhe, sie müssen die Ergebnisse, selbständig an die Turnierleitung melden und sich nach den neuen Spielzeiten erkundigen. Und schließlich müssen sie mit ihren Gegnern aus dem Ausland englisch sprechen. Die kommen aus allen Teilen der Welt von Japan über Kanada bis Südamerika.“ 

Als Turnierdirektor ist er auch für den Spielplan mit knapp 700 Matches zuständig – zusammen mit dem Oberschiedsrichter, der seit 2013 Karoly Izmendi heißt. Der Ungar ist beliebt bei der Organisation und den Spielern. Ruhig, sachlich, mit Übersicht – das zeichnet Izmendi aus, der sehr gerne nach Waiblingen kommt, meist aus London, wo er in Wimbledon als Linienrichter arbeitet. Allerdings nicht mehr in diesem Jahr, denn das traditionsreichste Turnier der Welt setzt nun auch auf das elektronische System „Hawk eye“, um Bälle als „in“ oder „out“ zu bewerten. Über strittige Bälle, etwa 2500 werden während des Turniers verbraucht, urteilt in Waiblingen der Ungar und alle Teilnehmer akzeptieren seine Entscheidungen. Zweimal in der langen Zeit musste Izmendi Spieler aus dem Turnier ausschließen: Einmal, weil sich einer gegenüber den Supervisor Izmendi despektierlich geäußert hatte. Und im vergangenen Jahr ein deutsches Doppel, das schlicht und einfach im Tiebreak beim Punktestand beschissen hatte. Egal: Hagedorn und der Ungar bilden ein Superdoppel im Turnierbüro – auch ein Grund dafür, warum das Waiblinger Jugendturnier, das seit drei Jahren unter dem Namen „Peter Hagedorn international“ firmiert, sich in den letzten 50 Jahren den Ruf als ältestes und eines der besten Turniere auf der Tour erarbeitet hat.