Die Stärkung des Aktivenbereichs als Ziel
Ein Interview mit dem neuen Cheftrainer des TC Weinstadt-Endersbach Jens Gelbing.
Jens, Du übernimmst ab dem 1. Mai die Aufgabe als Cheftrainer beim TC Weinstadt-Endersbach. Du bist zwar im Bezirk kein Unbekannter, dennoch wollte ich fragen, ob Du Dich kurz vorstellen kannst?
Vielen Dank, Dirk, für die nette Einführung. Ich bin Tennistrainer mit DTB B-Lizenz Leistungssport und habe mich vor etwas mehr als 10 Jahren als Trainer selbständig gemacht. Ich wohne in Fellbach, bin 55 Jahre alt und bin aufgewachsen im Raum Winnenden, habe dort 1989 mein Abitur gemacht, danach eine Ausbildung zum Reiseverkehrskaufmann und war viele Jahre im Bereich Geschäftsreiseservice tätig. In meiner Jugend habe ich neben Tennis bis zur A-Jugend auch noch Fußball gespielt. Meine Tochter Ksenia ist 18 Jahre alt und spielt ebenfalls Tennis.
Mit Tennis begonnen habe ich in den 80er-Jahren, in den Boris Becker und Steffi Graf "Boomzeiten". Von Beginn an habe ich den Sport leistungsorientiert betrieben und spiele bis heute überwiegend in Teams auf Verbandsebene. Meine Jugend habe ich größtenteils auf der Tennisanlage des TV Birkmannsweiler verbracht und freue mich sehr, nun wieder in den Rems-Murr-Kreis zurückzukehren.
Was reizt Dich an der Aufgabe in Endersbach?
Ich komme als Kooperationspartner in einen professionell geführten Verein mit eigener Tennisschule, mit klaren Vorstellungen und Visionen. - Der Leistungssport soll gestärkt werden, das Fundament ist da, die Infrastruktur passt. Es gibt eine KINDERTENNIS-Ballschule für die Kleinsten, im Sommer wie im Winter mehr als 30 in der Verbandsrunde gemeldete Mannschaften und eine vereinseigene, moderne 2-Feld-Tennishalle. Die Lage mitten im Ort mit S-Bahn Anschluss passt ebenso.
Die sportlichen Zielsetzungen des Vereins "matchen" mit meinen Zukunftsvorstellungen und Ideen. Zudem fühle ich mich im Remstal zu Hause. Außerdem reizt mich das Konzept - vereinseigene TC W.-E. Tennisschule "powered by" Tennisschule Jens Gelbing und gleichzeitig bin ich mir der Verantwortung für junge, ambitionierte Spielerinnen und Spieler bei ihrer Talententwicklung bewusst.
Du sollst Dich in Endersbach vor allem um den Aktivenbereich kümmern. Hier hat der Verein einige gute Spielerinnen und Spieler, es fehlt aber ein wenig die Breite. So kann im Damenbereich nur eine 4er-Mannschaft gemeldet werden. Auch die Herren 1 müssen immer wieder auf Seniorenspieler zurückgreifen. Diese Entwicklung gibt es - vor allem im Damenbereich - auch bei vielen anderen Vereinen. Was kann man aus Deiner Sicht tun, um als Verein im Aktivenbereich attraktiver zu werden, was sind Deine Pläne und Ziele für Endersbach?
Den Aktivenbereich breit und leistungsstark aufzustellen - das ist eine wesentliche Herausforderung für uns Coaches. Es geht um das richtige Gespür, um Ehrlichkeit, darum Spielerinnen und Spieler zu begeistern. Man muss sich als Trainer*in eine Vertrauensbasis erarbeiten, das ist meiner Meinung nach das Wichtigste. Darüber hinaus zählt natürlich auch das Fachliche, um für Leistungsspieler*innen interessant zu sein: Ziel ist es beim TC Weinstadt-Endersbach ein attraktives, modernes Trainingszentrum zu etablieren.
Wir haben ein starkes Trainerteam, arbeiten mit modernen, wöchentlichen Trainingsplänen und bieten direkt ab Beginn der Sommersaison ein athletisches Zusatztraining an, ein hochqualifiziertes, tennisspezifisches Athletiktraining als ein wichtiger Baustein, um perspektivisch auf Leistungsebene den nächsten Schritt zu machen.
Strategisch gesehen, müssen wir im frühen Kindesalter ansetzen und ein altersgerechtes Training in einem entsprechenden Umfeld anbieten und die Kinder v.a. spielen lassen und dies so oft wie möglich. Meine Vision ist es, ein Betreuungsangebot für die Kleinsten zu schaffen und Mixed Events für ältere Jugendliche.
Der Tennisplatz als "the place to be"!
Ein wichtiges Thema beim Tennistraining sind die Kosten. Auf der einen Seite sieht es jedermann ein, dass ein hochqualifizierter Trainer von seinem Beruf auch gut leben können muss. Auf der anderen Seite stehen gerade im Jugendbereich die inflationsgeplagten Familien, deren Budget für Freizeitaktivitäten beschränkt ist. Was sind Deine Erfahrungen mit diesem Thema? Welche Lösungen gibt es aus Deiner Sicht?
Ich finde, dass man hier eine Unterscheidung machen muss. Ich kenne das auch aus anderen Individualsportarten, zum einen die Kosten im Bereich Breitensport und zum anderen die im Leistungssport.
Zunächst sind die Mitgliedsbeiträge erschwinglich, und man braucht lediglich einen geeigneten Tennisschläger, Bälle und Schuhe, wobei es Leihschläger und Bälle auch beim Trainer oder der Trainerin gibt. Ein großer Kostenblock sind die Hallengebühren. In Zukunft werden allwettertaugliche Hardcourt-Tennisplätze interessant werden, die ein ganzjähriges Spielen im Freien ermöglichen und zudem noch ökologische Vorteile bieten, da sie im Vergleich zu Sandplätzen nicht bewässert werden müssen.
Im Breitensport sehe ich, ähnlich wie in der KINDERTENNIS-Ballschule, die Möglichkeit in größeren Gruppen zu trainieren. In Verbindung mit einer transparenten Trainer*innen-Preisstaffelung, je nach Lizenz, ergeben sich dadurch Einsparmöglichkeiten.
Die Entwicklung eines talentierten Leistungsspielers kostet Geld, da geht kein Weg daran vorbei. In Endersbach haben wir ein Jugend-Förderkonzept mit Förderstufen und zu erbringenden Leistungskriterien. Zusätzlich müssen wir auf Sponsoren zugehen und auch sie von der Attraktivität unserer Pläne überzeugen.
Noch eine abschließende Frage: Du bist auch ein sehr guter Spieler. Was sind Deine Pläne für den Sommer?
Danke, Dirk. Ich spiele in der kommenden Sommersaison für die TA TSV Bietigheim bei den Herren 50 sowie für den TK Bietigheim bei den Herren 55 jeweils in der Württembergliga und folge als Coach und auch als Spieler dem Credo meiner Tennisschule - "be the best player you can be".
Die Fragen stellte Dirk Seichter.